ERIC KRAUSE
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KRAUSE GENEALOGY
FRIEDRICH WILHELM KRAUSE
FROM GERMANY TO THE WESTERN FRONT
TO THE EASTERN FRONT
TO TAURIDA AND MOLOTSCHNA (SOUTH RUSSIA)
1914 - 1919
KÖNIGLICHES SACHSISCHES 1. JAGER-BATAILLON NR. 12 - MACEDONIA
SEPTEMBER - OCTOBER, 1918
Schlachten des Weltkrieges In (Zinzeldarsiellungen bearbeitet und herausgegeben im Austrage des Reichsarchivs Äand 11 Westkriegsende an der mazedonischen Front Oldenburg i. O. / Äerlin 1925 Druck und Verlag von Gerhard Stallt ng Gründungsjahr der Firma 1789
27 gegen die Steinwände am Sokol, Dobro-Polje, Kravica, Veternik und Kukuruz. Gegen 10 Uhr wächst der Sturm zum Orkan. Er überfällt die bulgarischen Gräben, Stollen und Maschinengewehr-Nester, die Beob- achtungsstellen, Nachrichtenmittel und Batterien. Bäume stürzen krachend zusammen, Zweige und Steine prasseln, und die Stellungen sind in Rauch und Qualm getaucht. Maschinengewehr-Feuer rast über das Hintergelände des Verteidigers. Die bulgarischen und deutschen Batterien erwidern mit äußerster Anstrengung das Feuer, um die Artillerie des Feindes zu dämpfen und seinen Jnfanterieaufmarfch im Keim zu er- sticken. Starke Fliegergeschwader sausen über die bulgarischen Linien. Deutsche Iagdketten werfen sich ihnen trotz zahlmäßiger Unterlegenheit entgegen und zwingen sie zur Umkehr. Am Vormittag fühlen zwischen Suschiza und Lesnica serbische und französische Patrouillen vor, um die Wirkung ihrer Artillerie sestzu- stellen: sie stoßen überall auf lebhaftes Maschinengewehr-Feuer. Mittags erfolgt ein serbischer Vorstoß auf Trnava; er wird vom bulgarischen Jnf.Regt. 44blutig abgewiesen. 7 Uhr abends geht ein serbisches Bataillon gegen die Mitte der bulgarischen 2. Div. vor, sein Angriff bricht im Feuer der Geschütze und Maschinengewehre zusammen. Gegen 10" abends versucht ein französisches Bataillon am Dobro-Polje einzudringen, wo Jnf.Regt. 3V am linken Flügel der bulgarischen 2. Div. besonders schwer gelitten hat, aber Gewehrfeuer, das Sprühen der Maschinengewehre und das Krachen der Handgranaten scheuchen auch hier den Angreifer zurück. Noch ist die Ernte nicht reif. Doch die Lage ist derart, daß in kürzester Zeit mit einem Großangriff zu rechnen ist. Schon im Laufe des Tages hat General von Steuden eine Gruppe seiner Armeereserve — das deutsche Jäger-Batl. 12 und das von der Heeresgruppe S ch o l tz überwiesene bulgarische Ins.Regt. 73 — in Richtung Monastir bis Bahnhof Berance vorgezogen, da nach Wirkung des feindlichen Feuers auch dort ein Einbruch zu erwarten ist, und starke Teile — den Stab der 2. zusammengesetzten Brigade, die Jnf.Regter. 53 und 81, die deutsche Geb.Masch.Gew.Abtlg. 216 und 2 Batterien des bul- garischen Feld-Art.Regts. 2 — dem Generalkommando 61 zur Verfügung gestellt. Gegen Abend läßt er weitere Kräfte — das Jnf.Regt. 16 — an die Ost-Cerna nach der Rafimbej-Brücke vorschieben. In der Nacht dröhnt das Feuer der serbischen und französischen Batterien mit Macht weiter. Es hindert das Instandsetzen der zerstörten Gräben und Hindernisse, es bohrt sich in dre bulgarischen und deutschen Batterien und es braust in das Hintergelände, um die Verbindungen zu stören. ...
44 Auch dem Abzüge über die Cerna fielen wiederum viele Geschütze zum Opftr, welche vor dem Überschreiten der steilen Cerna-Wände gegrenzt werden mußten. So konnte die 2. Div. zu dem an der Cerna bevorstehenden Kampf nur 6 bulgarische Feldbatterien, 3 deutsche schwere Batterien und 3 deutsche Gebirgsbatterien einsetzen. Dtt wichtige Cerna-Übergang an der Rasimbej-Brücke wurde durch einen schon am Abend des 17. be- zogenen Brückenkopf unter Major von Kracht, Kommandeur des Sächsischen Jäger-Bataillons 12, mit überwiegend deutschen Truppen gesichert. Hier mündeten die von Stravina, Poliste und Meljnica kom- Menden Wege. Bon hier aus wanden sich die wichtigen, nach Norden über den Beli kamen führenden Straßen, unter ihnen eine gut aus- gebaute Kriegsstraße, empor. Zur Besetzung der 5 Kilometer aus- gedehnten, im Halbkreis der Brücke vorgelagerten Stellung standen nur wenige Truppen zur Verfügung. Bataillon Heimburg — 2 In- fanterie- und eine Maschinengewehr-Kompagnie — sicherte am rechten Flügel auf dem Tafelberg, rechts an die Cerna angelehnt, an deren West- ufer das bulgarische Jnf.Regt. 43 lag. Die Mitte auf dem Spitzberg war dem Sachs. Iäg.Batl. 12*) und den zwei Maschinengewehr-Kompagnien des Sächsischen Res.Jäg.Batls. 13 (vergl. Seite 36) anvertraut. Geb.- Masch.Gew.Abtlg. 211 deckte — links an das auf dem Westufer der Cerna liegende bulgarische Jnf.Regt. 16 Anschluß nehmend, auf dem Rafim- bej-Berg den linken Flügel des Brückenkopfes; hier wurde auch das am Abend eintreffende I. Batl. des bulgarischen Inf.Regts. 81 eingefetzt. Die Reserve — 3. Komp. und 1. Maschinengewehr-Komp, des Iäg.Batls. 12 — war hinter dem Spitzberg bereitgestellt. Die deutschen Gebirgsbatterien 14,16 und 18 standen am West- und Ostufer der Cerna in Stellung, zwei Geschütze fanden als Infanterie-Geschütze Verwendung. Schon nach Mitternacht hatten die Serben mit stärkeren Patrouillen gegen den Brückenkopf vorgefühlt. Am 18. wurden 9° vormittags die ersten feindlichen Kolonnen im Anmarsch von Meljnica gemeldet, etwa 2 Kompagnien. Ihnen folgten mehrere Cskadrons, die sich auf das Feuer der deutschen Gebirgs-Batterien zurückzogen. Auch Abteilungen mit Tragetieren wurden erkannt, und bald wurde der Brückenkopf von feindlichem Maschinengewehrfeuer bestrichen. Erkundende Flieger über- flogen unter Bombenwerfen die Stellungen. Am Nachmittag über- nahm der vom äußersten rechten Flügel der 11. Armee heranbefohlene *) Die 2. Radfahrer-Kompagnie des Bataillons stand auf Höhe 1050 bei dem Sächsischen Res.Jäg.Batl. 12 im Kampf.
51 trat sofort von Dunje an, erreichte jedoch nach anstrengendem Nacht- marsch über drei tiefe Gebirgseinschnitte erst am Morgen des 19. Sep- tember die Höhen südöstlich Veprcani. Inzwischen hatte sich General von Reu ter in der Frühe des 19. nach dem Rafimbej-Brückenkopf begeben und befohlen, zwei Jäger-Kom- pagnien anzusetzen, um den über die Cerna vorgedrungenen Gegner, mit Jnf.Regt.73 zusammenwirkend, im Rücken zu fassen. Der Kommandeur des Jäg.Batls. 12, Major von Kracht, übernahm persönlich die Führung des Unternehmens. Er erreichte nach unsäglichen Anstrengungen in der Nach« zum 20. die Durchbruchsstelle des Feindes an der Cerna, konnte aber nicht mehr eingreifen, da es inzwischen dem II. Batl. Jns.Regts. 73 gelungen war, die durchgebrochenen Serben, Vortruppen der Drin«- Division, einzuschließen und zu vernichten. Unter den Toten befand sich auch ein amerikanischer Offizier. Das Detachement Kracht wurde, nachdem es durch Zuführung einer Tragetier-Kolonne mit Wasser und Verpflegung gestärkt war, als Korpsreserve nach Dunje gezogen. Als Ersatz für das Halbbataillon Kracht traf am Brückenkopf am 19. abends das I. Batl. Inf.Regts. 43 ein, sehnlich erwartet, da die erfolg- reiche Abwehr eines feindlichen Angriffs in der nur dünn besetzten Front die Verluste fühlbar vermehrt hatte. Gegen Mittag des 19. kehrte General von Reuter nach seinem Stabsquartier Dunje zurück. Er hatte die Truppen seines ausgedehnten Abschnitts besucht, sie angesprochen und den Eindruck gewonnen, daß sie ihre Stellungen auszubauen und zu halten bereit wären. Zum Schutz der unsicheren linken Flanke der Division wurde das aus der Heeres- reserve eingetroffene III. Batl. Inf.Regts. 73 nach Galista entsandt. Am späten Abend wurde beim Generalkommando 61 die bevor- stehende Ankunft des von der bulgarischen Obersten Heeresleitung zum Kommandeur der 2. Div. ernannten Generals N i k l o f f angemeldet, fo daß General Sur6n eine Teilung der dem General von Reuter unterstellten Verbände anordnete. Dem General N i k l o f f wurden als „2. Div." die 3/2 Brig. und das den Rasimbej-Brückenkopf haltende De- tachement Rotz unterstellt. Dem General von Reuter verblieben als „Division Reuter" die 1/8, die zusammengesetzte und die 1/2 Brig., mit welchen er seine Sicherungen bis zum „Wasserfall" auszudehnen und dort Verbindung mit der 3. Div. aufzunehmen hatte. Die Nacht zum 29. verlief an der Cerna kampflos. Erst das auf- kommende Tageslicht ließ erkennen, daß die Serben überall gegen die Cerna vorfühlten, zum Teil sogar mit stärkeren Kräften. Im Morgengrauen
74 deurs gelang es, die Truppen zum Angriff vorzuführen und in der Dunkelheit die steilen Höhen zwischen Radobilj und Mramor zu ge- Winnen. Als Divisionsreserve verblieben in Trojaci das von Dunje herangezogene Detachement des JägBatls. 12 und eine bulg. Minen- werfer-Kompagnie (ohne Minenwerfer). Von weiteren Verstärkungen wurde am nächsten Tage das I. Batl. des bulg. Ins.Regts. 8 erwartet. In dem Bestreben, möglichst starke Kräfte hinter seinen linken Flügel zu ziehen, wies General S u r 6 n die bulg. 4. Div. an, in der Nacht zum 22. außer dem Jnf.Regt. 31 noch zwei weitere Bataillone als Korpsreserve in Trojaci bereitstellen zu lassen. Das Sächsische Res.Jäg.- Batl. 12 (bisher bei Div. 302) zog General Suren zu seiner unmittel- baren Verfügung nach Prilep, dem Korpshauptquartier. In der Nacht zum 22. wurden in der Mitte der 11. Armee die Rück- zugsbewegungen planmäßig fortgesetzt. Die Nachhuten der 1. Div., des Abschnittes Wehl und der Div. 302, welche ihre Gräben gegen feind- liche Vorstöße nach wie vor behauptet hatten, wurden in die neuen Stellungen aufgenommen. Die 4. Div. erreichte mit ihren Hauptkräften die Höhen östlich des Pifokal-Pafses am Beli kamen. Auch der Rasim- bej-Brückenkopf wurde geräumt. Die schwachen Truppen des Oberst- leutnant von N o tz hatten dort ihre Stellungen auf dem kahlen Ge- stein ohne Schutz vor der glühenden Sonne und den feindlichen Ge- schössen vier Tage lang gegen die Angriffe der Donau-Division gehalten. Mit dem stolzen Bewußtsein, unbesiegt, nur dem Befehl gehorchend, ab- zuziehen, traten sie in musterhafter Ordnung den Rückzug über Dunje an. Unmittelbar nach ihrem Abmarsch wurde von der Nachhut die Cerna-Brücke, dann der Seilbahnhof vernichtet. In Dunje trennten sich die deutschen Truppen von den bulgarischen Kameraden des I. Batls. Ins.- Regts. 81 und des I. Batls. Jnf.Regts. 43, welche bis zur letzten Stunde getreu ihre Soldatenpflicht erfüllt hatten, und wandten sich nach über- Windung des Beli kamen, die Stellungen der 4. Div. kreuzend, ihrem Marschziel Trojaci zu, wo sie zu der Division Reuter treten sollten. Überall wurden von den Nachhuten die letzten Munitionslager, Ma- gazine und Unterkünfte in Brand gesteckt. Auch manche schöne und ehr- würdige Moschee mit ihren schlanken Minaretts fiel dem kriegerischen Zwange zum Opfer. Stundenlang schien das Gebirge weithin in ein Feuermeer getaucht, und das Krachen und Donnern der Tausende von gesprengten Geschossen, deren rechtzeitiger Abtransport von den Buk- garen verabsäumt war, erweckte den Anschein einer gigantischen Ar- üllmefchlacht. Obwohl den Franzosen und Italienern unter diesen Um-
75 ständen der Rückzug keineswegs verborgen bleiben konnte, folgten sie erst am nächsten Tage mit Kavallerie und einigen Kompagnien, welche von den vorgeschobenen bulgarischen Abteilungen zersprengt wurden. Die Division Reuter verblieb während der Nacht im Besitz der Höhen von Cetir Buke, Grabovica und Radobilj. Jedoch muhte Major v o n M u t i u s, dessen Detachement noch am Abend bei Bozarei alle feindlichen Vorstöße abgewehrt hatte, die weitere Deckung des dor- tigen wichtigen Cerna-Überganges und der Straße nach Gradsko auf- geben. Seine bulgarischen Truppen hatten im nächtlichen Dunkel die Stellung und Geschütze verlassen und sich in die Berge geschlagen. Sein schwaches deutsches II. Batl. Jnf.Regts. 375 wurde durch Teile der Mo- rava-Division gezwungen, sich in nordwestlicher Richtung zurückzuziehen, und erreichte nach beschwerlichem Gebirgsmarsche über Bojnica—Orovce im Laufe des 22.erschöpft und stark erschüttert Veles. Bis zum Morgen des 22. waren die von der Heeresgruppe am 20. befohlenen Bewegungen durchgeführt. Bei der 11. Armee waren im Bereich des Generalkommandos 62 der linke Flügel der 1. Div. von Höhe 1248 nach dem Dorfe Crnobok zu- rückgebogen. Ihm schloß sich der Abschnitt Wehl an, welcher das Höhengelände vom Crnobosko b. bis zum Topolcansko b. hielt. General- kommando 61 hatte mit der Div. 302 das Gelände bei Selerevci, den Kalabak und die Höhen nördlich des Pisokal-Passes, mit der 4. Div. den Basak und Bell kamen, mit der Division Reuter einen von der Fels- spitze 1256 über die Höhen westlich Galista nach Radobilj führenden Bogen besetzt. Das am Abend vorher vom Jnf.Regt. 21 den Serben ent- rissene Dorf Mramor war wieder verloren gegangen. Die Mannschaften des Regiments verließen ihre Stellungen, ohne daß der Regiments- kommandeur und feine Offiziere es zu verhindern vermochten. Durch die in der Nacht erfolgte Auflösung des Detachements M u t i u s stand dem Feind der Weg über Bozarei zu der Straße Prilep—Beles offen, deren Besitz für die weiteren Operationen von entscheidender Bedeutung war. General S u r S n befahl daher die Bildung eines neuen Detachements unter dem Kommandeur des bulg. Jnf.Regts. 73, welches unter Besetzung von Popadija die von dort zum Babuna-Paß führenden Wege sperren und die linke Flanke des Korps decken sollte. Die zu diesem Detachement bestimmten Truppen — ein Bataillon Jnf.Regts. 73, zwei Radfahrer- Kompagnien Sächsischen Jäg.- Batls. 12, y22. Eskadron Pommerschen Dragoner-Regiments 11 und eine Feldbatterie der Division Reuter — wurden so in Marsch gesetzt, daß ...
85 dem Druck des in der Front und linken Flanke nachdrängenden Feindes. Erschwert wurden die Bewegungen noch dadurch, daß aus Grund des am Nachmittage des 22. erlassenen Korpsbesehls die 4.Div. die Be- setzung ihrer Ausnahmestellung zwischen dem Pisokal-Paß und Pletvar einleitete und dadurch die Division Reuter nötigte, auch ihrerseits in ihre Ausnahmestellung zwischen Pletvar und Nikodim zurückzugehen. Während drese Bewegungen ausgeführt wurden, tras bei den Divisionen der neue Korpsbefehl ein, welcher den Abmarsch des Korps nach Veles regelte. Durch ihn wurde Division N i k l o s f angewiesen, ihren Marsch aus Veles fortzusetzen. Die 4. Division sollte von Pletvar über Pestrica und den Babuna-Paß nach Veles marschieren, gefolgt von der Division Reuter. Die Nachhuten der Divisionen hatten möglichst lange ihre Stellungen zu halten, namentlich war der Pletvar-Paß zu sperren. Jeder Feind, welcher sich den Divisionen entgegenstellte, sollte rllcksichts- los angegriffen werden, um den Marfch nach Veles unter allen Um- ständen zu erzwingen. An die Spitze der 4. Div., welche bei dem Zu- sammenftoß mit dem Feinde voraussichtlich den stärksten Widerstand zu überwinden hatte, wurde das Sächf. Ref.Jäg.Batl. 12 gesetzt. Das Ba- taillon hatte unter feinem Kommandeur, Hauptmann von M e tz s ch, in den ersten Tagen der Schlacht bei der Division 302 auf Höhe 1039 in tagelangem schweren Feuer ausgeharrt und mehrere Angriffe ab- geschlagen und war, nachdem die Div. 302 ihre Stellung geräumt hatte, als Korpsreserve nach Prilep gezogen. Am Abend des 22. verließ es auf Befehl des Generalkommandos Prilep und erreichte nachts die Höhe des Babuna-Paffes bei Kar. Prifat, um hier die 4.Div. zu erwarten »und zur Sicherung ihres Vormarsches sich bereitzustellen. Als Pas Bataillon auf der Kammhöhe eintraf, hatte die Division N i k l o s f dort bereits ihre Lagerplätze verlassen. Am Morgen des 23. kam der An- fang der 4.Div. von Süden her in Sicht, fo daß Hauptmann von M e tz f ch seinen Marsch talabwärts in Richtung Veles fortsetzen konnte. Das Ende der 4.Div. verließ die Kammhöhe am Nachmittage. Bald darauf näherten sich die Brigaden der Division Reuter bei Pestrica und Han-Abdipasa der Paßstraße. Ihre Loslösung aus den inzwischen eingenommenen Stellungen war gelungen, ohne daß ein Befehl zu ihnen gelangt war. Die mit den Weisungen entsandten Offiziere hatten nachts die Truppen in dem wildzerklüfteten Gelände nicht ge- funden und kehrten, nachdem sie ihre Pferde durch Unfälle verloren hatten, am 23. mittags zum Divifionsstab zurück. Das Einfädeln der Truppen auf die Paßstraße ging glatt von statten.
86 Gegen Mittag wies General Suren von Veles aus, wohin er am 22. abends nach Erlaß seiner den Abzug des Korps sicherstellenden Befehle sein Hauptquartier verlegt hatte, die 4.Div. an, durch eine Stellung bei Martovce—Jzvor—Klepa die über diese Linie führenden Straßen zu sperren. Da jedoch nicht damit zu rechnen war, daß die Stellung durch die 4.Div. vor dem 24. besetzt werden konnte, befahl das Generalkommando auf Grund von Meldungen der ihm feit dem 22. abends unterstellten Division D i e t e r i ch über Aufmarsch und Angriffs- bewegungen des Feindes gegen Gradsko, daß die bei Jzvor stehende Di- vision N i k l o s f noch am 23. mit starken Kräften, dabei auch starke Ar- tillerie, den Klepa besetzen und bis zur Übernahme durch die 4.Div. halten solle. Die Division Reuter wurde nach Erfüllung der Aufgabe, zu der sie am 16. zusammengestellt war, aufgelöst. General v. Reuter blieb zur Verfügung der Heeresgruppe, welche ihn bald vor eine neue verant- wortungsvolle Aufgabe stellte. Von den ihm unterstehenden Truppen soll- ten das bulg. Jnf.Regt. 16 und die gesamte noch vorhandene Artillerie der 2. Div., sowie von deutschen Truppen Res.Jäg.Batl. 12, Geb.Masch.- Gew.Abtlg. 216 und die Gebirgs-Batterien 14 und 16 zur 4. Div. treten. Das bulg. Jnf.Regt. 73 und die deutschen Gebirgs-Batterien 15 und 18, sowie die Geb.Mafch.Gew.Abtlg. 216 traten mit dem Befehl, nach Dvoriste zu rücken, zur Division D i e t e r i ch. Alle übrigen Truppen wurden der 2. Div. — General Rikloff — zugeteilt, zu der damit annähernd die- selben Jnfanterie-Verbände zurückkehrten, welche ihr bei Beginn der Schlacht angehört hatten. General N i k l o f f erhielt — in endgültiger Ausführung der am Mittag des 21. ergangenen Weisungen des Heeres- gruppen-Kommandos S ch o l tz — am 23. abends Befehl, bis zum Morgen des 24. feine Division östlich Veles im Raum Kumarino—Bo- goslovac—Ktsinö, die besten Truppen im südlichen und östlichen Teil, unterzubringen, sie wieder fest in die Hand zu nehmen und ihren inneren Halt zu kräftigen. An der Bregalnica hatte die Division Si- cherungen auszustellen und mit den auf dem nördlichen Vardar-Ufer stehenden Teilen der Division D i e t e r i ch Verbindung aufzunehmen. Als Korpsreserve verblieben dem General Suren in Veles nur wenige schwache deutsche Truppen, das II. Vatl. Inf.Regts. 375 und die Pion.Komp. 166, eine Maschinengewehr-Kompagnie des bulg. Inf.Regts. 11 und einige bulg. Batterien. Bis zum Morgen des 24. erreichte die 4. Div. mit ihren Haupt- kr ästen die Höhenstellung von Martovce—Jzvor—Vojnica, ohne daß der ...
87 Feind folgte. Auch dem General Nrkloff gelang es dank dem Aus- harren der bei Gradsko und nördlich Krivolak deckenden Truppen, seine Division durch Veles durchzuziehen und in dem befohlenen Raum zu vereinigen. Sümpfe bei Nikodim. (Skizzen S und 6.) Mit dem Schutz der linken Flanke des abmarschierenden 61. Korps wurde am 22. 9. die Division N i k l o f f beauftragt, welcher zu diesem Zweck die nach Nikodim und Popadija in Marsch befindlichen Truppen unterstellt wurden. Nach Popadija war, wie erinnerlich, schon am Nachmittage des 22. ein schwaches Detachement aller Waffen unter dem Kommandeur des bulg. Jnf.Regts. 73, Oberst P e t k o s f, entsandt. Es scheint so, als ob von dem unmittelbar nach Popadija gewiesenen Truppen nur die 2. Radfahrer-Kompagnie des Sachs. Iäg.Batls. 12 unter Leutnant d. R. E t i e n n e tatsächlich nach Popadija gelangt ist. Die Kompagnie, welche mit dem Res.Iäg.Batl. 12 im Kampf auf Höhe 1050 gestanden und mit diesem Bataillon am 22. morgens Prilep erreicht hatte, gelangte am 23. nach Popadija, wo sie die beherrschende Höhe 1008 besetzte und behauptete. Die Besetzung von Nikodim, dem linken Flügel der Ausnahme- stellung der Division Reuter, war dem Oberstleutnant von N o tz übertragen, der am Morgen des 22. in Trojaci eingetroffen war und mit feinem nur aus deutschen Truppen bestehenden Detachement — Jäg.Batl. 12, Bataillon Heimburg, zwei Maschinengewehr-Kom- pagnien des Res.Iäg.Batls. 13 und Teile der Geb.Masch.Gew.Ab- teilungen 210 und 211 — am Abend den Marsch über Toplica antrat. Dieser führt zum Teil ohne Weg und Steg durch ein schroffes Bergland und steile, mit Dorndickicht bewachsene Felsabstürze. Mehrmals scheint ein Weiterkommen unmöglich. Aber der feste Wille des Führers und der braven Truppen läßt auch die größten Schwierigkeiten überwinden. Nach zwölfstündigem Nachtmarsch wird am Morgen des 23. mit dem Anfang der langgezogenen Marschkolonne Nikodim erreicht, das mit seinen schutzbietenden tiefen Schluchten 'und eignem feindwärts unbe- grenzten Schußfeld wie geschaffen zur Verteidigung ist. Am Vormittage kann mit dem rechten Nachbar, der aus den Hängen des Vorila schan- zenden 3/2 Brig., Verbindung genommen werden. Aber der linke Nachbar bei Popadija ist in der Luftlinie 10 Kilometer entfernt und ...
114 Mitteln ein Zurückgehen ihrer Truppen verhindern sollte, aber wie schon der Kampfverlauf bei dem Sächsischen Res.Jäg.Batl. 12 zeigte, der Rück- zug der 4. Div. war im Rollen und nicht mehr aufzuhalten. Unter diesen Umständen mußte sich auch General Dieterich entschließen, wiederum am hellen Tage und bei glühender Hitze seine Truppen vom Feinde zu lösen und zurückzuführen. Den festen Halt für die Rückzugsbewegung bot eine Brückenkopf-Stellung auf Höhe 448 südlich Veles, welche mit ihren dichtbewaldeten Kuppen das Gelände des westlichen Vardar-Users weithin überragt und nach Süden durch den tief eingeschnittenen Lauf der Topolka gedeckt war. In der Höhenstellung hatte sich aus Befehl des Generalkommandos am frühen Morgen das II.Batl. Ref.Jnf.Regts.21 mit den zwei Mafchinengewehr-Kompagnien des Ref.Jäg.Batls. 13 eingenistet. Das Bataillon, welches erst vor sechs Tagen in Sewastopol eingeschifft worden war, wurde mit feinen letzten Teilen am 25. morgens in Veles ausgeladen. Der Bataillonsführer, Hauptmann V ö l k e l, hatte feine 5. u. 7. Kompagnie am rechten Flügel der Höhenstellung so eingesetzt, daß sie die von Prilep kommenden Straßen unter Feuer nehmen konnten, während am linken Flügel die 6. Kompagnie die Südzugänge nach Veles deckte. Die Mehrzahl der schweren Maschinengewehre der Sächsi- schen Jäger, unter Hauptmann von L i t t r o w, war auf die drei Kampf-Kompagnien verteilt. Ihr Rest bildete mit der 8. Komp. die Re- serve des Bataillonsführers. Die Minenwerfer-Abteilung des Bataillons, am Ostufer des Vardar eingebaut, stand bereit, die Brücke und den Süd- ausgang der Stadt unter Feuer zu halten. Das am 26. früh der Di- vision unterstellte Bataillon erhielt von dieser Befehl, den Brückenkopf solange zu halten, bis -sin unmittelbarer Befehl der Division weitere Weisungen erteilen würde. Die schon am 25.auf das linke Vardar-Ufer geführten Batterien standen bei Ealislar feuerbereit, um Höhe 448 zu decken und auf die von Südosten kommende Vardar-Talstraße eine Feuersperre zu legen. Dem Detachement P e t k o s s wurde durch berittene Offiziere der Befehl zum Rückzug und zur Besetzung des östlichen Vardar-Users über- sandt. Gegen 11 Uhr vormittags überschreiten die letzten Teile der 4. Div., Fahrzeuge, Batterien und nur schwache Infanterie, die Brücke bei Veles. Der ihnen folgende Feind, von der Brückenkopfbesatzung mit Feuer empfangen, stutzt zunächst, entwickelt dann aber so starke Kräfte, daß der rechte Flügel des Brückenkopfes, die 5. und 7. Komp., auf das Ostufer ausweicht und von hier den Feuerkampf weiterführt. Auch der linke ...
127 vergeblich mit ihrem ohrenzerreißenden Schreien zu übertönen suchten. Am Nachmittage beobachtete General D i e t e r i ch, welcher sich mit Hauptmann von Friedrich-Schroeter nach einer Artillerie- beobachtungsstelle südlich „Quelle" begeben hatte, lange Infanterie- Marschkolonnen des Feindes, etwa drei Regimenter, östlich Sujaklar von Süden her in Richtung Iovanli ziehen. Diese Bewegung war nur möglich, wenn der rechte Flügel der bulg. 2. Div. erheblich nach Norden zurückgegangen war, und bedeutete eine starke Bedrohung der linken Flanke der Division D i e t e r i ch. Da hiergegen die Kraft der dort sichernden Eskadrons des Oberstleutnants Stojanoff nicht ausreichte,, setzte bic Division noch eine Gebirgsbatterie bei Rudnik mit Schuß- richtung gegen Iovanli ein. Auch stellte das Generalkommando der Division aus der Korpsreserve die 4.Komp. und 2. MaschGew.Komp. des Sächsischen Jäger-Batls. 12*) zur Verfügung, welche, obwohl erst am Nach- mittag vom anstrengenden Marsch völlig erschöpft in Katlanovo ein- getroffen, von dort schon am Abend auf Krusa in Marsch gesetzt wurden. Bei der bulg. 2. Div. gelang es dem General Nikloff durch seine» unablässige persönliche Einwirkung in vorderster Linie, seine Truppen bei Guzumel—Erdzeli zu sammeln und in Stellung zu bringen. An- gesichts der Bedrohung aus Richtung Sujaklar bog die Division ihren rechten Flügel von Guzumel aus Höhe 650 östlich Iovanli zurück. Am- Abend wurde bei Iovanli ein feindliches Infanterie-Regiment festgestellt. In der Nacht befahl das Generalkommando, daß die 4.Div. und Division Dieter ich ihre weit vorgeschobenen und starken Angriffen in Front und Flanke ausgesetzten Stellungen in die Linie Novoselo—Kozle— Iovanli zurücknehmen sollten. Aber noch bevor die Räumung der alten Stellung eingeleitet war, führte der Feind einen erfolgreichen Überfall bei Sopot auf das dort sichernde bulg. Ins.Regt. 7 aus. Ein Bataillon wurde in breiter Front durchbrochen, konnte aber wieder gesammelt werden. Der Feind drängte während des Abzuges auch bei der Division Die- t e r i ch scharf nach. Doch wurden die Rückzugsbewegungen von allen ihren Truppen planmäßig und in Ordnung durchgeführt. Am Morgen des 28. standen mit ihren vorderen Linien die bulg. 4. Div. am Barbar zwischen Novoselo «nd Kozle und an beiden Ufern der unterm Pcinja südlich Levterce, an sie anschließend die Division *) Diese Kompagnien waren am 24.im Kampf von ihrem, dem Detachement N o tz angehörenden Bataillon (siehe Seite 89) abgekommen und auf Umwegeir» nach Veles gelangt, wo sie zur Korpsreserve traten. ...
128 Dieterich, die Hauptkampffront von der tiefen Schlucht südöstlich Levterce bis zur Höhe 556 nordöstlich Rudnik mit deutschen Truppen <11. Batl. Ref.Jnf.Regts. 21*), 1. und 2. Mafch.Gew.Komp. Ref.Iäg.- Batls. 13, 4.Komp., 2. Mafch.Gew.Komp. und 2. Radf.Komp. Jäg.Batls. 12, Geb.Mafch.Gew.Abtlg. 210, Geb.Pion.Komp. 106 deckend. Mit Rücksicht auf die leichtere Verteidigungsfähigkeit der den rechten Flügel der Division kreuzenden Paßstraße, deren Serpentinen und Umgelände mit wenigen Maschinengewehren zu beherrschen waren, hatte die Di- vision dort nur schwächere Truppen eingesetzt und die Hauptkräfte dem linken Flügel zugeführt. In der linken Flanke sicherten die unermüdlichen bulgarischen Eskadrons, mit abgesessenen Schützen und Maschinen- gewehrem die Gebirgspfade sperrend und mit Reitern auf müden Pferden weithin aufklärend. Die Batterien waren unter Befehl des gestern zur Division getretenen Hauptmann Meyer, Kommandeur der Geb.Art.Abtlg. 3, so gruppiert, daß die Feldbatterien beiderseits der Paßstraße, die Gebirgs-Batterien in das stark zerklüftete Gelände des linken Flügels feuerten. Die ochsenbespannten Batterien waren im Marsch nach Norden, wo sie durch Major Kujumdjieff in eine von ihm zu erkundende Rückhaltstellung nördlich Katlanovo gebracht werden sollten. Die Artillerie-Abteilung des Oberstleutnant T o d o r o f f trat Zum Detachement des Oberst vonCarlowitz. Das Gros der Division — Jnf.Regt. 73, die bulgarischen Marschkompagnien und die deutschen Landsturmtruppen, sowie das gestern eingetroffene Ref.Jäg.Vatl. 12 — la- gerte bei Katlanovo und bereitete sich durch Ruhe, Verpflegung und Aus- bildung für feine weiteren Aufgaben vor. Die Gesamtgefechtsstärke der Division betrug nur noch 1400 Gewehre und Karabiner, 70 Maschinen- gewehre und 29 Geschütze. Die starken Verluste waren nicht nur durch feindliche Einwirkung entstanden, sondern auch auf erhebliche Abgänge infolge Malaria, Darmerkrankungen und Grippe zurückzuführen. Erst feit kurzem stand der Division eine Sanitäts-Kompagnie zur Verfügung. Aber auch jetzt blieb der Divisionsarzt, Oberstabsarzt Dr. M i e k l e y, dauernd auf ein System der Aushilfen angewiesen, um die Verwundeten und zahlreichen Kranken zu versorgen und abzubefördern. Bei der 4.Dw. verlief der 28. September kampflos. Die 2. Div. ging in wechselvollen Kämpfen bis in Linie Sopot—Re- *) Die Führung dieses Bataillons hatte für den erkrankten Hauptmann Wölke! Hauptmann Edler von Littrow vom Res.Jäg.Batl. 13 über- nommen.
129 manjica zurück, wohin ihr das Generalkommando zur Verstärkung die in Kumanvvo gesammelten Eskadrons des bulg. Kav.Re^ts. 7 zuführen ließ. Auch gegen die Division Dieterich wandten sich stärkere Kräfte aller Waffen des Feindes. Der gegen den linken Flügel gerichtete Angriff stieß gegen 5 Uhr nachmittags auf die Geb.Pion.Komp. 106, sowie die 4. Komp. und 2. Radf.Komp. Iäg.Batls. 12, welche unter Führung der Leutnants d. R. Haufe und E t i e n n e den letzten Schützen einsetzten, um unter geschickter Geländeausnutzung dem Feind eine breite Front vorzutäuschen und Schulter an Schulter mit der Eskadron des Rittmeisters Donfcheff alle Versuche des Feindes, diese dünne Linie zu durchbrechen oder zu umfassen, abwehrten, wobei ihnen die von Hauptmann Tülff von Tschepe und Weidenbach meisterhaft eingesetzten Geschütze der Geb.-Batterie 18 und die am Nachmittag eintreffenden Haubitzen der 1. Batterie des bulg. Feld-Art.Regts. 2 einen vortrefflichen Rückhalt gaben. Auch am rechten Flügel der Division scheiterten alle Versuche des Fremdes durchzubrechen an der festen Abwehr des II. Batls. Ref.Jnf.- Regt. 21 unter Hauptmann von Littrow und dem gutliegenden Sperrfeuer der bulgarischen Feldbatterien. Nach Meldung des Oberstleutnants S t o j a n o f f klaffte am Nach- mittag östlich der Division D i e t e r i ch eine breite Lücke, welche die wichtige Straße Kliseli—Gorubince—Dzidimir freiließ. Die Division ließ daher durch das Ref.Iiig.Batl. 12 unter Hauptmann von M e tz s ch die wichtige Straßengabel östlich Gradmanci besetzen und wies den Oberstleutnant S t o j a n o f f an, durch eine Eskadron und Maschinen- gewehre die Straße Gorubince—Dzidimir zu sperren. Am späten Nachmittag sah General D i e t e r i ch, wie er es am 26. bei Veles dem Oberst P e t k o s f in Aussicht gestellt hatte, dessen Regiment in Paradeaufstellung. Die Bataillone des Regiments 73 standen bei Kat- lanovo, gedeckt durch die südlich vorgelagerten Felsenhöhen, nebenein- ander unter präsentiertem Gewehr. Auf den Zuruf des Generals „Sdrawejte, Junazi!"*) kam von den Kompagnien der Reihe nach wie rollendes Salvenfeuer der kraftvolle Gegengruß „Sdrawe jelaem, Gos- podm Generali"**) Die Augen der Soldaten zeigten Entschlossenheit, und das Regiment machte in seiner Gesamthaltung einen so festen Eindruck, *)„Seid gegrüßt, Ihr Helden!" **) „Wir wünschen Gesundheit, Herr General!" Weltkriegsende an t)er mazedonischen Front. 9 ...
158 äußersten erfüllt zu haben. Neben der Marschkolonne deckte der Panzer- zug die Sprengungen der Eisenbahnkunstbauten. Die serbische 1. Armee, welche den Marsch nach Vranje zunächst nur durch Flieger beobachten ließ, stieß weiter östlich mit Kavallerie über die Straße Kumanovo—Kriva Palanka vor. Die deutsche Marschkolonne erreichte am späten Nachmittag die Gegend von Dl. Bukovce, wo sie nächtigte. Der Feind folgte unter Überschreiten der zwischen den Vul- garen und der Entente vereinbarten Demarkationslinie üsküb—Had- zarlar—Pcinja zunächst nur mit der serbischen Kavallerie-Division und französischer Kavallerie, während die bulgarischen Truppen in Richtung Kriva Palanka ostwärts zogen, um die bulgarische Grenze zu gewinnen. kämpfe bei Vranje und an der Paßstraße Vranje—Leskovac. (Skizzen 2 und 7.) Am 2. Oktober durchschritt die Marschkolonne des Generals Die- t e r i ch die Sicherungen der K. u. K. 9. Jnf.Div., welche nach den Weisungen des Generalkommandos 61 beiderseits der Moravica die Stellung Eramada—Rujan besetzt hatte. Die Division hatte bisher der italienischen Front angehört, von wo sie vor kurzem in Ruhe zurückgezogen war. Größtenteils aus Tschechen und Ruthenen bestehend, mangelhaft be- kleidet und ausgerüstet, mit sehr schwachen Beständen und unzureichen- der Artillerie — ein großer Teil der Batterien war noch im Anrollen —, konnte sie starke Hoffnungen nicht erwecken. Das Generalkommando befahl daher dem General D i e t e r i ch, ihr außer einer Radfahrer-Kom- pagnie und der 2. Eskadron Drag.Regts. 11 feine gesamte Artillerie zu überweisen. Der Rest der deutschen Truppen wurde als Korpsreserve um Vranje versammelt, wohin auch das Korpshauptquartier verlegt war. Zum Schutze ihrer rechten Flanke schob die K. u. K. 9. Ins.Div. (Feld- marschalleutnant v o n G r e i n e r) am 2. Oktober ein schwaches Detache- ment nach Domorovce vor und entsandte die 1. Radsahrer-Komp. Jäg.- Batls. 12 unter Leutnant d. Landw. Richter zur Aufklärung über Gnjilane in Richtung Kacanik. Die Radfahrer des Leutnants Richter, von den serbischen Bauern als Franzosen angesehen und mit Handküssen und Blumen begrüßt, stießen bei Gnjilane auf starken serbischen Wider- stand und kehrten am Abend über Domorovce zurück. Der 3. Oktober ist ein dunkler und kalter Tag. Breit entfaltet gehen die Vorhuten der serbischen 1. Armee gegen die aus-
159 gedehnten, nur schwach besetzten Linien der K. u. K. 9. Jnf.Division vor. Nach dem anhaltenden Regen der letzten Nacht ist aus den Tälern dichter Nebel aufgestiegen, unter dessen Schutz es den Serben gelingt, am linken Flügel der österreichischen Stellung einzudringen und den Rujan von zwei Seiten zu umfassen. Auf Befehl des Generalkommandos geht die Division während der Nacht in die Höhenstellung Gjorgjeoac— Davidovac—Zajednica zurück, unter Verstärkung ihres linken Flügels und der schwachen Flankensicherungen am Motina und Kljuc. Am 4. Oktober kann der Feind an der ganzen Front stärkere Kräfte zum Angriff einsetzen. Mittags stößt er längs der großen Straße im Mo- rava-Tal, wo der linke Flügel der K. u. K. 18. Jnf.Brig. sichert, durch. Während die österreichischen Truppen versuchen, weiter rückwärts an den Schanzen von Neradovce neuen Halt zu gewinnen, dringen die überall mit dem Gelände vertrauten Serben auch am rechten Flügel der Division ein und nähern sich in scharfer Umfassung bei Bunosevci dem Standort des Divisionskommandeurs, welcher das aus der Korpsreserve zu seiner Verfügung eingetroffene Sächsische Ref.Jäg.Batl. 12 unter Hauptmann von M e tz s ch zum Gegenstoß ansetzt. Während die Jäger in Richtung Soderce vorgehen, beginnen in dem rechts der Angriffs- richtung gelegenen Dorf Sapranci die Kirchenglocken zu läuten, in die sofort alle Glocken des nahen Vranje einfallen. Gleichzeitig brechen feindliche Truppen aus Sapranci gegen die Flanke der Jäger, serbische Einwohner gegen ihren Rücken vor, so daß Hauptmann von M e tz s ch gezwungen ist, den Angriff einzustellen, und sich mit seinem Bataillon zum Bahnhof Vranje durchzuschlagen. Der Divisionsstab zieht sich unter dem Schutz der Radfahrer-Kompagnie des Leutnant d. Landw. R i ch- t e r, welche Bunosevci gegen den Angriff mehrerer serbischer Kom- pagnien hält, über Vranje zurück. Der Versuch des Hauptmann von M e tz s ch, am Bahnhof Vranje erneut Widerstand zu leisten, scheitert an dem hemmungslosen Rückzug der K. u. K. 18. Jnf.Brig., welche erst nachts bei Priboj gesammelt werden kann. Die östlich der Morava im Kampfe stehende K. u. K. 17. Jnf.Brig., welche in der Front nur mit schwachen Kräften des Feindes Gefechts- fühlung hat, erhält Befehl, in den Abschnitt Zlatokop—Kljuc zurück- zugehen. Doch bevor ihr linker Flügel den dre Gegend weit beherrschen- den Kljuc erreicht, ist dort eine starke feindliche Kolonne eingetroffen, welche im Kocurska-Tal vorgegangen war. Die Brigade fetzt daher den Rückzug weitcr fort und findet in der Dunkelheit erst in Linie Korbevac— ...
160 Prisada festen Halt, an ihrem rechten Flügel das am Vormittag im Verein mit der Geb.Masch.Gew.Abtlg. 233 aus der Korpsreserve eingesetzte Sächsische Jäg.Batl. 12. Bei dem rücksichtslosen Rückzug der österreichischen Infanterie ist ein großer Teil der deutschen Bat- terien verloren gegangen. Ein Teil wurde, ohne Deckung durch In- santerie, feuernd von den Serben genommen, andere fielen in Engpässen serbischen Truppen und dem Eingreifen serbischer Einwohner zum Opfer. Das Geschick der 3. Batterie Res.Feld-Art.Regts. 65 möge den Charakter jener Artilleriekämpse zeichnen. Die Batterie stand seit dem Morgen in Feuerstellung bei Rataje. Um 11 Uhr vormittags erfolgte Stellung?- Wechsel rückwärts in dre Linie Zlatokop—Tibuzde, wo die Batterie auf dem gefährdeten rechten Flügel ohne jeden Jnfanterieschutz eingesetzt wurde. Mit wirkungsvollem Feuer versucht sie, sich den Feind fern zu halten. Die Umfassung wird immer drohender. Als die Serben Vranje erreichen, protzt die Batterie auf und versucht, durch das serbische In- fanterie- und Maschinengewehrfeuer im Galopp in den unbesetzten Teil der Stadt zu gelangen. Da aber dort die Zivilbevölkerung in den Kamps eingreift, beabsichtigt der Batterieführer, den Ort ostwärts zu umgehen. In einer tiefen Schlucht bleiben drei Geschütze inmitten aus- gespannter und festgefahrener österreichischer Bagagen stecken. Der Serbe feuert aus nächster Nähe. Die Gefangennahme scheint unvermeidlich, da entschließt sich der Batterieführer schweren Herzens, die drei Geschütze, nachdem sie unbrauchbar gemacht sind, zurückzulassen und mit dem vierten Geschütz und den Gespannen sich durchzuschlagen. Die Reste der Batterie erreichen Priboj, wo das gerettete Geschütz der 4.Batterie K. u. K. Feld-Art.Regts. 109 unterstellt wird. General Suren überweist der österreichischen Division weitere Teile seiner Korpsreserve und fordert, den Widerstand mit allen Mitteln möglichst weit vorwärts durchzuführen. — Vergebens! Am 5. Oktober stößt der Feind, ohne ernsten Widerstand zu finden, am rechten Flügel der 17. Jnf.Brig. im Morava-Tal durch. Die Brigade wird bis Vrbovo zurückgenommen. Die ihr am Westufer nach kurzem Feuergefecht folgende 18. Jnf.Brig. geht hinter den Abschnitt der Lepinicka zurück, ohne Rücksicht auf die 17. Jnf.Brig., welche nunmehr am rechten Flügel auf beiden Ufern der Morava umfaßt und bis in Höhe von Drenovo zurückgeworfen wird. Bald macht sich auch am rechten Flügel der 18. Jnf.Brig. ein stärkerer Druck des Feindes fühlbar. Die Division befiehlt den Rückzug auf beiden Ufern der Morava bis in Höhe
161 von Vladicin han. Am Ostufer decken auf der überragenden Höhe von Gramagja das Sächsische Jäger-Batl. 12 und die Geb.Masch.Abtlg. 233 in lebhaftem Feuergefecht gegen Infanterie und Artillerie den Abzug der 17. Inf.Brig., um nachts bei strömendem Regen auf grundtosen Wegen bis Krzince zu folgen, wo sie den Brigadestab treffen und an lodernden Lagerfeuern vorübergehend Ruhe finden. Am Westufer ver- läuft die Nacht lebhafter. Bei völliger Finsternis kann eine starke serbische Patrouille in Vladicin han eindringen. In wilder Panik flutet nach kurzem Feuergefecht die gesamte 18. Inf.Brig. nach Norden zurück. Alle Versuche, die Masse aufzuhalten, sind vergeblich. Nur der 4. Komp. Sächsischen Res.Jäger-Batls. 12 unter Leutnant d. Ref. K ü st e r gelingt es, am Nordausgange des Dorfes einige Offiziere und Jäger zu sammeln, und auf Befehl des Hauptmanns von Metzsch im Verein mit österreichischen Gruppen die Höhe von Vladicin han bis zum Abzug der Brigade zu besetzen. Erst an der Brücke von Dzep, wo die Talstraße das linke Ufer der Morava verläßt, um sich am rechten Ufer nach Norden weiter zu winden, können die Truppen gesammelt werden. Diese ziehen sich am Morgen des 6. Oktober unter dem Schutz einer schwachen Nachhut, welche an der Morava-Brücke die nachdrängenden Serben abwehrt — dabei das Res.Jäg.Batl. 12, dessen Führung nach einem Sturz des Hauptmann von Metzsch Leutnant von Römer übernommen hat, — bis Predejane zurück, wo auch die 17. Inf.Brig. eintrifft. Auf Befehl des Major G e r st e i n, des Kommandeurs der deutschen Gebirgs-Art.Abtlg. 5, lassen die deutschen Jäger-Bataillone ihre Verwundeten und Kranken nach Leskovac zurückführen. Aus den ver- bleibenden 15 Offizieren und 42 Oberjägern und Jägern werden unter Zuteilung von 5 Maschinengewehren der Geb.Masch.Gew.Abtlg. 233 zwei Kompagnien gebildet. Auch die Stellung bei Predejane wird von der Division nicht lange gehalten. Am linken Flügel umfaßt, werden ihre Reste auf die Höhe von Palojci zurückgenommen. Auch hier von den Serben durchbrochen, zieht sich die 18. Inf.Brig. über Grdelica zurück, um am Westufer der Morava unter Verstärkung durch ein in Leskovac ausgeladenes Ba- taillon neuen Widerstand zu keiften. Während das Gros der Brigade die Morava-Brücke bei Grdelica überschreitet, wehren die deutschen Jäger auf der östlich vorgelagerten Höhe die nachdrängenden Serben ab. Die Trümmer der Brigade halten die Stellung westlich Grdelica bis zur Dunkelheit und gehen dann, vom Feinde gedrängt, in das Gelände südlich Weltkriegsende an der mazedonischen Front ...
[181] In Mazedonien und Serbien befanden sich bei den letzten Kämpfen 1918 folgende deutsche Stäbe, Truppen und Formationen:*) Heeresgruppen-Kommando Scholtz. Armee-Oberkommando 11. Generalkommando XXXIX. Reservekorps (seit 15.10.); 53 (seit 1.10.); z. b. V. 61, z. b. V. 62; — Stäbe und Truppen des Alpenkorps (seit 1.10.). Stab 6. Reserve-Division; Dioisionskommando 302; — Stäbe und Truppen der 217. Infanterie-Division und der 219. Infanterie-Division (seit 1.10.). Ausbildungsstab General von Reuter. Stab 22. Infanterie-Brigade. Stab 26. Kavallerie-Brigade. Artillerie-Kommandeur 138. II. Bataillon Jnfanterie-Regiments Nr. 375. 1. Bataillon Reserve-Jnfanterie-Regiments Nr. 256. Landwehr-Jnfanterie-Regiment Nr. 12. II. Bataillon Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 8. Landsturm-Jnfanterie-Bataillon Sondershausen. Landsturm-Jnfanterie-Bataillon Leipzig. Landsturm-Jnfanterie-Bataillon Bayreuth. Ersatz-Bataillon Heimburg (Rekrutendepots Vranje und Aleksinac). Bataillon Eisenlohr (zusammengesetzt aus sächs. Etappenformationen). Jäger-Regimentskommando 9 und 10. Sachs. 1. Jäger-Bataillon Nr. 12. Sächs. Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 12. Sachs. Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 13. Radfahrer-Kompagnie Nr. 161. Gebirgs-Maschinengewehr, Stab 1 (bayer.). Gebirgs-Maschinengewehr-Abteilungen Nr. 210, 211, 212, 214, 216, 217, 219, 220, 222, 224, 225, 230, 231, 232, 248 (bayer.), 250 (württ.). Ersatz-Gebirgs-Maschinengewehr-Abteilung 3. Stab Sächs. 1. Husaren-Regiments König Albert Nr. 18. 4. Eskadron Grenadier-Regiments zu Pferde, Freiherr von Derfflinger (Neu- märkisches) Nr. 3. 2.- Eskadron Dragoner-Regiments von Wedel (Pommersches) Nr. 11. 3. Eskadron Husaren-Regiments Fürst Blücher von Wahlstatt (Pommersches) Nr. 5. *) Da in den Kämpfen zahlreiche Kriegstagebücher usw. verloren gegangen sind, so wird gebeten, Berichtigungen und Ergänzungen an die Schriftleitung, Reichsarchiv, Abtlg. G in Potsdam, zu richten.